Überlegungen von Gianni Moresi, Präsident des Stiftungsrats der EIC Changins (VD) – Diplomfeier vom 19. November 2004 – Ing. Önologe FH



Heutzutage hat die Landwirtschaft unseres Landes noch genügend Spielraum um sich weiterzuentwickeln. In der Tat erlebt die Schweizer Landwirtschaft eine Art Übergangsphase. Die internationalen Abkommen mit den vorgesehenen Regeln des freien Marktes scheinen, sich der vom Bund unterstützten Tradition unserer Landwirtschaft entgegenzusetzen, was unsere Landwirte in Verwirrung bringt, denn sie fühlen sich von der politischen Welt verlassen.


Das neue Landwirtschaftskonzept sieht eine revidierte Art der Bodenbewirtschaftung und, im allgemeinen, eine umweltfreundliche Entwicklung vor, was zur Förderung der integrierten Produktion führt. Obwohl sich die Landwirte in dieser Hinsicht sehr viel angestrengt haben, werden diese Anstrengungen von den Konsumenten nicht genügend anerkannt, was zu keiner befriedigenden Erhöhung der Wertschöpfung der Agrarprodukte führt.


In Bezug auf die landwirtschaftliche Realität darf man wohl betonen, dass sich der Weinbausektor in einer besseren Lage gegenüber anderen befindet, sei es wegen des hohen Wertes des Produktes, sei es weil der Konsum von Wein nunmehr doch weltweit zu einer bestimmten Lebensweise gehört, sodass der Wein erst zu besonderen Anlässen serviert wird. Diese Wandlung ruft zwei Phänomene hervor: einerseits bewirkt sie eine diffuse Konsumabnahme, was die Produzenten in allen Ländern bereits feststellen, andererseits trägt sie zur Verbesserung der Qualität des Produktes bei, wobei nicht zu vergessen ist, dass der Konsument immer anspruchsvoller wird und bereit ist, einen hohen Preis zu bezahlen, vorausgesetzt, dass die Qualität des Produktes ihn rechtfertigt.


In dieser Hinsicht kann der Schweizer Wein konkurrenzfähig sein. Unsere Herstellungskosten gehören zu den höchsten der Welt, was uns zwingt, auf eine erstklassige Qualität und auf die Authentizität des Produktes zu zielen, sowie der engen Beziehung der Weinbauaktivitäten zum geografischen Herstellungsgebiet mit seinen von der Natur geprägten Eigenarten treu zu bleiben. Die neueste Studie MIS über den Trend unserer Weine bestätigt diese Tatsache.


Ist man beim Essen im Trinken mässig – es geht selbstverständlich um Wein -, dies tut unserer Gesundheit gut. Das wird von vielen wissenschaftlichen Studien im medizinischen Bereich bewiesen. Also geht es auch darum, den Wein als Element unserer täglichen Essensgewohnheiten aufzuwerten. Beruflich sind demzufolge zwei unterschiedliche Ziele zu verfolgen: das eine betrifft die Produktion von erstklassigen Weinen notwendigerweise mit hohen Herstellungskosten, das andere die Produktion von qualitativ einwandfreien Weinen, die für den täglichen Konsum bestimmt sind.


In Anbetracht der heutigen Marktlage wäre es vielleicht opportun, auch diese mögliche Zukunftsentwicklung zu berücksichtigen.